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Bild: Gebäude der Stadtwerke Oerlinghausen

„Es muss auch mal Nacht sein!“

Im Job sorgt er für sauberes Wasser, in seiner Freizeit setzt er sich für die Umwelt ein: Oliver Schneider, Leiter der Kläranlage Oerlinghausen und Hobby-Astronom, engagiert sich gegen Lichtverschmutzung. 

Bild: Oliver Schneider

Oliver Schneider hat in puncto Abwasser alles im Blick. Als Leiter der Kläranlage in Oerlinghausen verantwortet er den technischen Betrieb bei der Aufbereitung von bis zu 400.000 Kubikmetern Wasser pro Jahr. „Ohne Aufbereitung könnten Gewässer ‚kippen‘, wenn wir das Wasser zurückleiten“, erklärt er. Vielfach sei es Gedankenlosigkeit, durch die Verschmutzungen und Schadstoffe ins Wasser gelangen. Beispielsweise, wenn Feuchttücher oder alte Medikamente in der Toilette landen. Dinge wie diese filtert die Kläranlage dann wieder aus dem Abwasser heraus. 

Zu viel Licht in der Nacht

Gedankenlosigkeit ist auch der Hauptgrund für das Problem, dem sich Oliver Schneider in seiner Freizeit entgegenstellt: Lichtverschmutzung. „Es gibt in Europa keine Stelle mehr, die nicht lichtverschmutzt ist“, sagt er. „Der Mensch ist ein ‚Tagtier‘. Daher versuchen wir, den Tag auch in die Nacht zu holen. Dabei vergessen wir allerdings, dass es auch Lebewesen gibt, die die Nacht brauchen.“ Aufmerksam wurde Schneider auf die Lichtverschmutzung durch sein Hobby: die Astronomie. Hier stört zu viel Licht bei der Beobachtung der Sterne. Doch der Blick in die Sterne machte Oliver Schneider noch etwas anderes klar: „Da oben ist für uns gar nichts.“ Weite Teile des Orbits seien lebensfeindlich. Die für den Menschen erreichbaren ohnehin. 

Der Mensch ist ein ‚Tagtier‘. Daher versuchen wir, den Tag auch in die Nacht zu holen. Dabei vergessen wir allerdings, dass es auch Lebewesen gibt, die die Nacht brauchen.
Oliver Schneider

Sinkende Zahl an Tieren

Oliver Schneider kam zu dem Entschluss, sich über den NABU gegen die Lichtverschmutzung zu engagieren. Denn Phänomene wie der Rückgang von Insekten und Vögeln hängen zum Teil mit der Lichtverschmutzung zusammen. Zu viel Licht stört nachtaktive Insekten bei ihrer Futtersuche oder ihrer Paarung, mit ihnen fehlt dann die Nahrungsquelle für größere Tiere. Und nachtaktive Insekten gibt es viele. Oliver Schneider: „Von den rund 340 heimischen Schmetterlingsarten sind beispielsweise gerade einmal 15 tagaktiv.“  

Bewusster Umgang mit LIcht

Die Umstellung auf energiearme LED hat das Problem der Lichtverschmutzung weiter verschärft. „Weiße LED haben im Vergleich zu herkömmlichen Lampen ein anderes Lichtspektrum mit zu viel Blauanteil und sind von ihrer Intensität her häufig zu stark“, weiß Oliver Schneider. „Außerdem sind LED günstig. Beleuchtung kostet nichts mehr.“ Daher nähme sie auch im privaten Bereich stetig zu. Ein Beispiel bietet die immer stärkere Weihnachtsbeleuchtung. Die Lösung: Licht sollte nur dahin gestrahlt werden, wo es gebraucht wird. Leuchtmittel sollten einen hohen Rotanteil in der Lichtfarbe haben. Denn die roten Lichtbestandteile sind für Insekten nicht sichtbar. Darüber hinaus gilt das Motto: einfach mal Abschalten. So wie die Straßenbeleuchtung in dem Wohnumfeld, in dem Oliver Schneider wohnt: Sie ist wochentags von 0 bis 5.30 Uhr komplett ausgeschaltet. Oliver Schneider resümiert: „Es muss auch mal Nacht sein!“

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